November 2020

Gesundheit

Neue Daten: Covid und die Geruchsstörung

Der Geruchs- und Geschmacksverlust, den viele Corona-Infizierte erleben, ist meist vorübergehend – nachhaltige Schädigungen sind bisher Einzelfälle

Seit den ersten Fällen sind gut zehn Monate vergangen. Im Februar gab es auch in Österreich die erste Covid-19-Erkrankungswelle, bei der eine Besonderheit des Virus aufgefallen ist: Sars-CoV-2 beeinträchtigt den Geruchs- und Geschmackssinn. Eine Störung, die Neurologen wie Thomas Berger, Leiter der Universitätsklinik für Neurologie an der Medizinischen Universität Wien, besonders genau beobachten. Sie sammeln Daten und können eine Zwischenbilanz ziehen.

60 bis 80 Prozent der Infizierten dürften von dieser Störung betroffen sein. Es ist eine Erhebung, die sich allerdings auf Patientinnen und Patienten im Spital bezieht. Die Mehrheit sind jene, die eine Corona-Infektion zu Hause durchmachen – und insofern von der Statistik nur schwer erfasst werden können.

Was dabei passiert: Geruch und Geschmack sind Sinneseindrücke, bei denen chemische Reize, die von Aromen stammen, in elektrische Signale umgewandelt werden. Eine Schlüsselfunktion hat der Riechkolben, der am Dach der Nase liegt. Er besteht aus einer Vielzahl von Nervenzellen, die diese Signale ins Gehirn leiten. Riechzellen haben also eine Art Übersetzungsfunktion und können dann über den ersten Hirnnerv vom Gehirn erfasst, verarbeitet und interpretiert werden. Der Geruchssinn hat tatsächlich auch eine wichtige Schutzfunktion: Er erfasst die Gefahr von Feuer oder lässt uns verdorbene Speisen erkennen, darüber hinaus spielt er auch für die Psyche eine zentrale Rolle. Ein Geschmacks- und Geruchsverlust löst nicht selten auch Depressionen aus.

Vorübergehend entzündet

Anosmie ist der medizinische Fachausdruck für einen Geruchs- und Geschmacksverlust, denn auch das Schmecken geht über die Nase. Die Aromen aus Lebensmitteln werden vom Mund-Nasen-Raum zum Riechkolben geleitet. Auch an dieser zentralen Schaltstelle gibt es Zellen mit ACE-2-Rezeptoren, und wenn das Virus dort andockt, kommt es zu einer Entzündung. Bei 80 Prozent aller Betroffenen bildet sich diese Beeinträchtigung innerhalb von acht bis zehn Tagen wieder zurück.

Bei zehn Prozent dauert es einige Wochen und bei weiteren zehn Prozent einige Monate, wobei Betroffene von Verbesserungstendenzen berichten. “Nachdem es sich bei 80 Prozent zurückbildet, ist es ein starker Hinweis darauf, dass Sars-CoV-2 keine anhaltende Schädigung verursacht”, sagt Thomas Berger, der die Publikationen zu diesem Themenbereich sehr aufmerksam verfolgt. “Es gibt weltweit nur ganz wenige publizierte Fälle, die zeigen, dass es tatsächlich auch zu einer isolierten Infektion und damit einer Schädigung des ersten Hirnnervs gekommen ist”, sagt Berger. In diesen Fällen konnte die Schädigung durch Magnetresonanztomografie belegt werden.

Training der Nerven

Die Beeinträchtigung verschwindet bei den allermeisten dann, wenn das Immunsystem gegen das Virus Antikörper gebildet hat. Dann geht die Entzündung zurück, und die Riechzellen können ihre Funktion wiederaufnehmen.

Weil es keine medikamentöse Behandlung gibt, empfiehlt Berger allen, bei denen dieser Prozess länger dauert, den Geruchssinn zu trainieren. Wie das geht: sich bewusst starken Geruchsreizen aussetzen, vor allem den angenehmen – denn auf diese Weise werden sie dem Gehirn “in Erinnerung gerufen”, sagt Berger. Je öfter, umso besser. Denn die Regenerationskraft des Gehirns bleibt durch das Coronavirus unbeeinträchtigt. (Karin Pollack, 29.11.2020)

Source – derstandard.at

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Gesundheit

EuGH-Urteil zu Cannabis: CBD ist kein Suchtstoff

In einer aktuellen Entscheidung ebnet der EU-Gerichtshof dem beliebten Wirkstoff Cannabidiol den Weg zur weiteren Vermarktung, gegen den Willen der EU-Kommission

Zwei Wirkstoffe kann man der Cannabispflanze entnehmen. CBD hat laut EU-Richtern keine negativen Gesundheitsfolgen.

Der Europäische Gerichtshof hat am Donnerstag entschieden, dass die Vermarktung von Cannabidiol (CBD), das in einem Mitgliedsstaat rechtmäßig hergestellt worden war, nicht in einem anderen verboten werden darf, selbst wenn es aus der gesamten Cannabis-sativa-Pflanze und nicht nur aus ihren Fasern und Samen gewonnen wird. Einschränkend fügten die EU-Richter hinzu, dass ein solches Verbot jedoch durch ein Ziel des Schutzes der öffentlichen Gesundheit gerechtfertigt sein könnte, wenn es nicht über das hinausgeht, was zur Erreichung dieses Ziels erforderlich ist.

Das Sensationelle an dieser Entscheidung steht allerdings in der Begründung weiter hinten: CBD kann nicht als “Suchtstoff” angesehen werden, weshalb die Bestimmungen über den freien Warenverkehr innerhalb der Union (Art. 34 und 36 AEUV) auch dafür anwendbar sind.

EU-Kommission will CBD zum Suchtstoff erklären

Damit schiebt der EuGH den aktuellen Plänen der EU-Kommission, CBD als Suchtstoff einzustufen, einen Riegel vor. Die Kommission verweist dabei auf ein UN-Übereinkommen aus dem Jahr 1961, das aber in Fachkreisen inzwischen als überholt gilt. Selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht sich für eine Neueinstufung von CBD aus, das sich vom Suchtstoff in der Cannabispflanze, THC, unterscheidet.

Weil aber CBD entspannend wirkt und ihm auch sonstige gesundheitliche Vorteile zugeschrieben werden, ist die Nachfrage nach dem Stoff zuletzt massiv gestiegen, was man an den zahlreichen CBD-Geschäften auch in Wien erkennen kann. Die Umsetzung des EU-Vorhabens würde wahrscheinlich diese Läden zwingen, wieder zu schließen.

“Nach dem gegenwärtigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse, der zu berücksichtigen ist, hat das in Rede stehende CBD, anders als Tetrahydrocannabinol (gemeinhin als THC bezeichnet), ein weiteres Cannabinoid des Hanfs, offenbar keine psychotropen Wirkungen oder schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit”, schreibt der EuGH in seiner Urteilsbegründung (EuGH zu C-663/18 BS und CA). (Eric Frey, 20.11.2020)

Source – derstandard.at

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wirtschaft

Sperre trifft Tiroler Handel hart, Appell zu lokalem Konsum an Konsumenten

Tirols Handel ruft die Konsumenten auf, weiter lokal einzukaufen – oder bei Weihnachtsgeschenken bis zum Lockdown-Ende zuzuwarten

n vielen Läden herrschte vor der ab heute geltenden Zwangspause für große Teile des Handels gestern noch Hochbetrieb.
© Foto Rudy De Moor

Innsbruck, Wien – „Für den Handel gibt es keinen schlechteren Zeitpunkt für einen Lockdown als gerade jetzt“, sagt Tirols Handelsobmann Dieter Unterberger. Ab heute sind weite Teile des Handels bis zum 6. Dezember gesperrt – und das ausgerechnet zum Start des Weihnachtsgeschäfts, das meist bereits Mitte November langsam Fahrt aufnimmt. Im Schnitt werden vor Weihnachten 20 bis 30 Prozent, in manchen Branchen auch mehr als die Hälfte des gesamten Jahresumsatzes gemacht. Dazu kommt auch noch das doppelte Gehalt für die Beschäftigten, das mit 1. Dezember fällig ist. Inwieweit die vom Staat zugesagten Hilfen von 20 bis 60 Prozent des Umsatzes (Anträge sind dann ab 23. November möglich) das Loch halbwegs ausgleichen können, muss sich laut Unterberger erst herausstellen.

Wie am Samstag herrschte auch gestern in vielen Läden vor dem Lockdown noch reger Betrieb, jetzt ist aber für fast drei Wochen Zwangspause. Etliche Geschäfte versuchten auch, mit großzügigen Rabatten wenigstens einen Teil der Ware vor der Schließwelle zu verkaufen. Der Lockdown dürfte den Handel pro Tag 130 Mio. Euro an Umsatz kosten. Das wäre mehr als im ersten Lockdown im Frühjahr, als das Umsatzminus 110 Mio. Euro täglich betrug, schätzt das Institut für Handel, Absatz und Marketing an der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz. Der Anstieg sei durch das Vorweihnachtsgeschäft begründet. Bei 17 Schließtagen würde sich der Umsatzverlust somit auf 2,2 Mrd. Euro brutto summieren.

Zeit nach Lockdown ungewiss

Offen sei auch, was direkt im Anschluss an den Lockdown, also voraussichtlich ab dem 7. Dezember, passiert, so die Linzer Uni-Experten. Es sei zu befürchten, dass gerade auch am 8. Dezember, traditionell einem der stärksten Einkaufstage des Jahres, „ein Tsunami auf den stationären Einzelhandel einbricht, der de facto nur schwer zu kontrollieren sein wird“.

Für Unterberger hängt es in der jetzigen extrem problematischen Situation am Patriotismus und der Solidarität der Kunden, ob und wie der Handel die Krise schafft. Es gehe um die Existenz unzähliger Arbeitsplätze. In Summe hat der Tiroler Handel etwa 50.000 Beschäftigte.

Unterberger appelliert an die Konsumenten, auf jeden Fall in Tirol zu kaufen. Ab dem 7. Dezember gebe es noch immer zweieinhalb Wochen Zeit, um Weihnachtsgeschenke in den Geschäften zu besorgen. Und wer online bestellen wolle, solle nicht bei internationalen Riesen bestellen, sondern ebenfalls bei den heimischen stationären Händlern. „Der Tiroler Handel bietet online eine riesige Auswahl an Produkten, es gibt wirklich alles lokal zu bestellen.“ Die Produkte würden von vielen Händlern auch zugestellt, praktisch alle würden auch eine telefonische Beratung anbieten. Eine andere Möglichkeit, für das Einkaufsgefühl vor Ort zu sorgen, seien auch Gutscheine. (va, APA)

 

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wirtschaft

Pandemie schmälert Beschäftigung junger Menschen in der EU

Die Beschäftigungsrate in Slowenien und Irland ist besonders stark gesunken. Auch Österreich verzeichnet einen deutlichen Rückgang.

Luxemburg – Wegen der Coronapandemie haben besonders junge Menschen in der EU vermehrt Schwierigkeiten bei der Jobsuche. Nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat vom Mittwoch ist die Beschäftigungsquote von 15- bis 24-Jährigen in der EU spürbar gesunken. Im zweiten Quartal 2020 lag sie 2,1 Prozentpunkte unter dem Wert von Ende 2019. Die Beschäftigungsraten der anderen Altersgruppen sanken demnach ebenfalls, aber deutlich weniger stark.

Breit angelegte Kurzarbeitsprogramme und finanzielle Unterstützung für Unternehmen in vielen EU-Ländern haben laut Eurostat geholfen, “die Auswirkungen der Gesundheitskrise auf die Beschäftigung zu dämpfen”. Dies habe Massenentlassungen möglicherweise begrenzt. Menschen in befristeten Arbeitsverhältnissen und Neulinge auf dem Arbeitsmarkt hätten jedoch deutlich weniger profitiert.

Auch Österreich mit deutlichem Rückgang

Besonders zu beobachten sei dies in Slowenien und Irland, wo die Beschäftigungsrate junger Menschen zuletzt um mehr als acht beziehungsweise sechs Prozent sank. Ebenfalls starke Einbrüche von jeweils über vier Prozent notierten die EU-Statistiker in Spanien, Finnland, Portugal, Schweden und Estland. Auch ein deutlicher Rückgang wurde in Österreich verzeichnet.

Deutschland verzeichnete Eurostat zufolge als einziges EU-Land einen Anstieg der Beschäftigung junger Menschen. Die Statistiker schränken jedoch ein, dass es aufgrund “technischer Probleme” bei der Einführung eines neuen statistischen Erfassungssystems in Deutschland Einschränkungen bei der Vergleichbarkeit der diesjährigen Daten mit dem Vorjahr geben könnte. (APA, AFP)

Source – tt.com

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